Hören Sie in dem Interview, wie Lehrkräfte in dem Netzwerk der „Zukunftsschulen NRW“ arbeiten, um die Schülerschaft ihrer Schulen individuell im Unterricht, in Projekten und AGs motivieren und fördern zu können.
Sie sind hier genau richtig, wenn Sie sich für das Netzwerk „Zukunftsschulen NRW“ interessieren, als Schule mitarbeiten möchten, jedoch noch Fragen haben!
Im aktuellen Interview berichten zwei Koordinatoren aus dem Regierungsbezirk Köln von der konstruktiven Zusammenarbeit in ihrem Netzwerk und darüber, welche spannenden Projekte entstehen können.
Folgende Fragen werden für zukünftig mitarbeitende Schulen in dem Interview beantwortet:
- Welchen nachhaltigen Mehrwert hat die Netzwerkarbeit in dem Projekt „Zukunftsschulen NRW“ für eine mitarbeitende Schule?
- Wie wird in einem Netzwerk zu einem Thema produktiv gearbeitet, so dass gemeinsam Schulentwicklung entstehen kann?
Interview mit den Koordinatoren aus dem Netzwerk Zukunftsschulen NRW Gregor Evers vom Ernst-Mach-Gymnasium und Oliver Dietershagen vom Gymnasium Frechen
Wir befinden uns gerade auf dem Netzwerkgründungstag von Zukunftsschulen NRW der Bezirksregierung Köln an der Gesamtschule Holweide.
Ich möchte Ihnen gerne unsere heutigen Interviewpartner vorstellen.
Neben mir sitzen Gregor Evers vom Ernst-Macht-Gymnasium Hürth und Oliver Dietershagen vom Gymnasium Frechen.
Sie leiten als Koordinatoren das Netzwerk „Individuelle Förderung im Bereich Naturwissenschaften, Informatik und Technik“.
Beide sind auch an ihren Schulen Koordinatoren im Bereich MINT.
Mein Name ist Barbara Wolff, ich gehöre zum Landesweiten Redaktionsteam von Zukunftsschulen NRW und führe heute das Interview.
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer Interviewrunde:
Wir starten mit der ersten Frage und zwar würden wir gerne wissen, warum Sie sich in dem Netzwerk Zukunftsschulen NRW als Referenzschule überhaupt engagieren?
Ja, es sind verschiedene Gründe, warum wir das eigentlich sehr gerne tun.
Zum einen haben wir als Schule etwas davon.
Wir haben die Chance, über das Netzwerk, über unseren eigenen Tellerrand hinaus zu blicken.
Wir lernen andere Schulen kennen.
Wir lernen das kennen, was andere Schulen vielleicht besser machen als wir.
Andersherum können wir den anderen Schulen natürlich ein paar Sachen vielleicht erzählen, die wir ganz gut machen oder von denen wir glauben, dass wir sie ganz gut machen.
Und wir sind in der Lage, wirklich einen konkreten Nutzen für unsere Schülerinnen und Schüler zu generieren, indem wir eben entsprechende Lernangebote schaffen.
Genau, vor allen Dingen im außerunterrichtlichen Bereich, wenn es um AG`s geht.
Man guckt, was machen Schulen im naturwissenschaftlichen Bereich für AG`s, was können wir von anderen Schulen lernen oder die Netzwerkschulen von uns lernen und wir von den Netzwerkschulen, dass man sich da austauscht und Dinge, Konzepte natürlich austauscht und auch banale Dinge wie Finanzierung gerade im Bereich vom Ganztag.
Es ist immer wichtiger für die Schulen, dass sie vielleicht mit externen Partnern zusammenarbeiten können, um dort das Ganztagsangebot nicht nur im MINT-Bereich, sondern generell zu stemmen und daher ist das ganz fruchtbar, dass man da verschiedene Möglichkeiten auch auslotet und wir auch anbieten können.
Eine Frage, die uns auch interessiert ist, welche Schulformen befinden sich im Moment in Ihrem Netzwerk? Also, wir haben momentan natürlich uns zwei Gymnasien als Referenzschulen mit dabei.
Wir haben eine Gesamtschule, wir haben eine Hauptschule und auch ein Europa-Kolleg in Hürth und dieses Europa-Kolleg, das ist momentan ganz fruchtbar, die bieten für Schulklassen Workshops an, Escape-Room-Workshop zum Beispiel, in dem mit Schülern verschiedene Techniken erprobt werden, verschiedene Dinge erarbeitet werden.
Da wird gelötet, da wird gebaut, da wird gefräst und da können, also das ist nicht nur für die Schüler: innen an der Schule selbst, an dem Berufskolleg, sondern es ist auch offen für andere Schulen, für Referenzschulen, aber auch für weitere Schulen, zu denen wir dann auch Kontakte herstellen, mit denen wir zusammenarbeiten und dort kann dann individuell gefördert werden in Workshops.
Ja, das nächste Thema von Interesse ist, welches Thema bearbeiten Sie denn im Netzwerk und worin begleiten Sie die Schulen? Ja, der Oliver hat das ja eben schon angedeutet, also unser Thema ist die Förderung in den sogenannten MINT-Fächern, das ist Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und im Rahmen dieses Netzwerks überlegen wir dann, wie wir denn die individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler dort fördern können, zwar im Unterricht, aber auch außerhalb des Unterrichts, also auch die außerunterrichtliche Förderung in den MINT-Fächern steht da eben auch so ein bisschen im Fokus, das heißt, wir bieten ganz konkret Begleitung an in den Arbeitsgruppen der einzelnen Schulen, teilweise werden Ferienkurse oder nicht nur teilweise, es werden dann eine ganze Reihe von Ferienkursen auch angeboten in den MINT-Fächern, die sich über ein ganz, ganz breites Spektrum von Themen erstrecken, also von der Honigbiene bis zum bis zu Medien und ja Mediengestaltung ist da alles dabei.
Genau, dann machen wir halt individuelle Anmeldungen, das sind Kurse, da können Schüler: innen individuell von den Schulen geschickt werden zu den entsprechenden Kursen, entweder am Zdi-Zentrum in Frechen oder zum Beispiel an der Universität Köln, an verschiedenen Schülerlaboren, mit denen wir kooperieren, aber andererseits, was wir auch machen, ist mit mobilen Angeboten in die Referenzschulen, in die Netzwerkschulen mit reingehen, wir haben das gemacht in Brühl an zwei Schulen, die haben wir in der ganzen Woche mit zwei Kursen ausgestattet für ihre Projekttage, dass man da gezielt, das war in dem Fall 3D-Druck und Podcasting, die dann wirklich gezielt dort mit Schüler: innen gearbeitet haben, die sich dann im Rahmen von Projekttagen da reingewählt haben, das ist natürlich auch eine individuelle Förderung, weil sie ja dieses Angebot neben den ganzen Angeboten, die man innerhalb von Projekttagen so hat, wahrnehmen können, also das nur als ein Beispiel für die Dinge, wie wir dann auch versuchen mit den Schulen zu erarbeiten und dann das wechselseitig auch weitergegeben wird, was war da gut dran, wie kann man das weiterentwickeln, wie kann man das an der Schule eventuell ein bisschen verstetigen, dass sich da vielleicht ein AG raus entwickelt oder ähnliches.
Wir sind beides Schulen, also sowohl das Gymnasium Frechen als auch das Ernst-Mach-Gymnasium, die a priori schon einen Mindschwerpunkt hatten, wir haben gewisse Expertise mit in dieses Netzwerk hineingebracht und von daher lag es uns auch nahe in diesem Bereich zu netzwerken, weil wir da, glaube ich, auch besonders produktiv sein können.
Und auch in der Lage sind ein Netzwerk zu leiten, jetzt sind sie ja nicht nur Koordinatoren eines Netzwerks, sondern auch Schulleitungsmitglieder und die Frage ist hier, inwieweit bei ihrer Netzwerkarbeit die Leitlinien der Hausleitung des Ministeriums für Schule und Bildung, wie Verbindlichkeit und Wirksamkeit, Messbarkeit berücksichtigt werden und zwar bei der Verbindlichkeit ist ja die Frage, welche Verpflichtungen gehen Sie als Schule ein, die sich eben für eine Netzwerkarbeit anmeldet? Also Referenzschule ist ja ganz klar, die Aufgaben sind vielschichtig, die Verbindlichkeiten sind da, die werden auch rückgemeldet an die Bezirksregierung und das ist ja keine Frage, aber das ist natürlich alles auch ein bisschen offener, wenn es in die Netzwerkarbeit geht, man muss Zeit finden, man muss Verbindlichkeiten schaffen und das ist auch unsere Aufgabe als Referenzschule, dass wir mit diesen Schulen im Netzwerk zusammenarbeiten, auch sagen, so wie sieht es aus, können wir das hier nochmal weiter vorantreiben, aber auch da ist es immer abhängig von der Zeit, die im Endeffekt zur Verfügung steht von beiden Seiten und wir wissen alle, wie schnell das Schuljahr rum ist, aber trotzdem versuchen wir mit Netzwerktreffen, Verbindlichkeit herzustellen, wo wir das in beide Richtungen auch rückkoppeln.
In Bezug auf die Messbarkeit sind wir natürlich in einer sehr privilegierten Lage, weil wir können die Ergebnisse unserer Arbeit wirklich bemessen in den Angeboten, die wir konkret vorhalten für die Schülerinnen und Schüler, das AG-Angebot, das ist da, das ist messbar, wir können messen, wie das AG-Angebot von Schülerinnen und Schülern angenommen wird, wie viele Teilnehmer drin sitzen, wir können in den Ferienkursen messen, wie viele Kinder letztlich dieses Angebot wahrnehmen.
Wie hoch das Interesse ist!
Genau, das sind alles handfeste und konkrete Ergebnisse, die wir vorweisen können, auch wenn wir natürlich am Ende nicht wissen, ob da jetzt ein Nobelpreisträger unter diesen Kindern dabei ist.
Das gilt auch für die Wirksamkeit, also wir arbeiten direkt mit den Kindern zusammen und das ist eigentlich auch das, weswegen wir das machen, also um auf die Eingangsfrage nochmal zurückzugehen, eigentlich ist unser Ziel ja, dass wir für die Schülerinnen und Schüler ein schönes Angebot liefern und dass man darüber eigentlich diese Kriterien auch erfüllt bekommt, dass man sieht, da ist ein schönes Angebot, das wird genutzt, da wird ein Schüler abgeholt an der Stelle, wo im normalen Schulalltag vielleicht gar kein Platz für ist, sondern das findet nochmal außerhalb statt und das ist auch eigentlich der Kern unserer Arbeit, weswegen wir das machen.
Gibt es denn auch jetzt so eine Evaluation, dass sie sich unter den Netzwerkschulen so austauschen in Sachen Wirksamkeit, also, dass die auch so rückmelden, das und das haben wir jetzt ausprobiert an unserer Schule und das funktioniert und das nicht? Die gibt es.
Wir kriegen natürlich erstmal eine direkte Rückmeldung, also im Grunde unterliegen wir in gewisser Weise den Prinzipien der freien Marktwirtschaft.
Wenn wir jetzt ein Angebot generieren, was von den Schüler: innen nicht angenommen wird, dann ist dieses Angebot offensichtlich nicht zielgruppenadäquat gestaltet worden oder es ist vielleicht nicht attraktiv genug und dann heißt das, dass wir dieses Angebot so nicht mehr machen können, sondern versuchen ein alternatives Angebot zu machen.
Das heißt, wir lernen ja auch bei der Generierung unserer Angebote, was wirklich auch in der Zielgruppe unserer Schülerinnen und Schüler ankommt und was angewählt wird.
Das ist nichts anderes als eine Evaluation.
Und auch zum Thema Nachhaltigkeit.
Meine abschließende Frage wäre, was erfreut Sie denn persönlich bei der Tätigkeit in Ihrem Netzwerk besonders?
Die Zusammenarbeit mit anderen Verrückten, denen die Netzwerkarbeit auch am Herzen liegt.
Wo man sagt, da stimmt die Chemie, da möchte man was bewegen, da möchte man was an den Schulen bewegen, für die Schüler: innen bewegen.
Das ist, glaube ich, so der Hauptantrieb in der Netzwerkarbeit.
Und das ist auch, was einen zufriedenstellt.
Jede Lehrerin, jeder Lehrer ist doch glücklich darüber, wenn die Kinder nach einem Gong weiterarbeiten, wenn man das auf den normalen Unterricht projiziert.
Und das erleben wir ganz oft, dass die Schüler: innen weitermachen wollen.
Dass sie einfach Spaß an der Sache haben, dass für sie die Zeit keine Rolle spielt.
Und Zeit ist ja das, was die Schüler, im Gegensatz zu uns, noch am meisten haben, um sich solchen Dingen zu widmen.
Und das ist schön.
Das ist toll.
Ich kann das nur bestätigen.
Also, ich habe neulich eine Rückmeldung von einem Elternteil bekommen, von einem Schüler, der seit der 5. Klasse unsere Angebote wahrnimmt und jetzt in der „Games Development AG“ bei uns sitzt und alles aufsaugt wie ein Schwamm.
Wo man merkt, ja, das sind jetzt natürlich nicht hunderte von Schülern, aber wir sind uns darüber im Klaren, dass wir nur Dutzende von Schülerinnen und Schülern mit dem Angebot erreichen.
Aber das ist uns mehr als genug, wenn wir sehen, dass wir da wirklich komplett ins Schwarze treffen mit dem, was wir da anbieten.
Ich würde sagen, also ich habe jetzt so viel erfahren von Ihnen als Referenzschule oder Leitung der Referenzschule und als Schulleitungsmitglieder.
Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.
Sehr gerne.
Bis zum nächsten Mal.
Ja, danke schön.
Interviewpartner:
Gregor Evers Ernst-Mach-Gymnasium Hürth, Schulleitungsmitglied, Koordinator MINT
Oliver Dietershagen Gymnasium Frechen, Schulleitungsmitglied, Koordinator MINT
Das Interview führte Barbara Wolff, Landesweite Redaktion Zukunftsschulen NRW